Herrn Petro Diehn, Doctori rerum naturalium, Wächtern der
Rheingüt zu Wormbs, sowie der Corona der sibern abiturientium
Des Hochlöblichen Hohenstaufen-Gymnasii zu Keysers-Lautern
Gedenkens halber zugeeignet.
Als ich dein Einladungsschreiben gelesen,
Ist mir ganz seltsam zu Mut gewesen.
Komme mit scherzhaft-schmerzlichen Grüßen,
Will's euch bei Leibe nicht vermiesen.
Denn solch ein silbernes abitur
Uns allen nur einmal dabitur.
Der Kuckuck hole die vier Prozent!
Hätt' ich doch letztes Jahr leidlich gekönnt.
Zum dritten Mai Zweitausendunddrei
Lud man mich früh schon nach Alzey
Zum Treffen der Alzer meines Alters,
Unter dem Vorsitz des Zuber Walters,
meines lieben Geburtstagsgenossen
- so spielt das Schicksal manchen Possen -,
Das Sechzigste in die Augen zu fassen,
Nicht lange mit trockenen, eher mit nassen,
Und auch das Innere fleißig zu feuchten
Mit alten Kumpeln. Augen leuchten.
Da habe ich leichthin zugesagt,
Was mir nun nicht mehr so recht behagt.
Denn gerne hätt' ich, ich sag' es offen,
Euch Siebenundsiebziger wieder getroffen
(Zu schwacher Reim.)
Und jene Duplizität vermieden.
Gibt es Gerechtigkeit hienieden?
Wir werden's in späterem Alter schaffen!
Mögen der Vorsehung Schalter Affen
Auch garstig manipulieren zu scheinen:
Am Tag des Gedenkens sollt ihr nicht weinen!
So wünsch' ich euch allen Freude und Glück.
Denk' selber mit Freuden an euch zurück,
So ziemlich: Nicht nur in Asselheim
Suche euch jeglicher Massel heim!
U.H.
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An den
Magister verbi magni, Huldrichus Villicus Festinandus
O löblicher Meister gewaltigen Wortes,
dem wir so manche Sentenz verdanken,
der du nun weilst so fern unseres Ortes,
an dem wir inzwischen ganz leicht schon schwanken,
nicht nur zwischen Freude ob unseres Festes
und Trauer ob deiner Abwesenheit,
auch dank der Vernichtung jeglichen Restes
an kostbarem Rebensaft. Aus uns es schreit:
Du hast es tatsächlich gewagt und vollzogen,
schmählich zu widmen dich ganz andren Dingen!
Du warst alten Knackern viel eher gewogen
als uns jungen abitur-Silberlingen!
Die wir hier nur leicht bebaucht und ergraut
durch unsere Lesebrillen spitzen,
wobei jeder sich freut, wenn er um sich schaut,
dass um ihn herum lauter Menschen sitzen,
gegen die er selbst wie das blühende Leben
erscheint. - Oder binden wir auf uns nur Bären?
Sind es gar nur die vergorenen Reben,
die uns unser Selbstbild so weich verklären?
Egal: wir sind wieder die Dreizehn beh.
Wir schwätzen beschwingt, mal knapp und mal breit,
über Freude und Leid am Ha-Ess-Geh
und wie’s uns ergangen im Laufe der Zeit.
So hast sicher du auch bei deiner Feier
unter Sechz’gern mit bübischer Freude gesungen
wie einst bei der Umlauf und wie Volker zur Leier.
Apropos: wir war’n bei den Nibelungen
und der Stätte der Wacht über Vater Rhein.
Ein Dutzend von damals ist heut noch dabei.
Dein Fehlen ist schmerzlich, doch könn’n wir’s verzeih’n.
(Apostroph-Orgien hasse ich eigentlich!)
Zum Dreißigsten nimmst du dir für uns frei.
Heut’ im Mai beim Weine in Asselheim,
gestärkt durch die Pfälzer Spezialitäten,
legt Wert drauf, dass sich’s Gequassel reim’,
ein jeder, der von mir drum gebeten,
die Antwort fuglich zu unterschreiben
auf deine lyrisch verfassten Grüße.
Ich hoffe, Magister, dass sie gerade bleiben,
die hornigen Spitzen deiner werten Füße,
und nicht rollen sich lockig gleich der Feder vom Reiher
ob des Knittelns eines Nicht-Germanist’.
Wir grüßen dich all’, Uli Hudelmaier.
Schade, dass du nicht bei uns bist!
P.D.
Textdokument:
An Hudelmaier.doc (P.D.)
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